Vietnam - es arbeitet in mir
03 April 2017 / Tolkschuby
Vietnam – es arbeitet in mir
Ich bin jetzt eine Woche zu Hause und es arbeitet in mir. Die erste Reise meines Lebens und ich glaube niemals zuvor ist mein Hirn so lange im „Input-Modus“ gewesen. Fast 3 Wochen ohne echte Pause – freier Fall ins neue und vollkommen andere Leben. Ein paar Sorgen habe ich mir gemacht, wenn ich wieder nach Hause komme, das sich alles irgendwie befremdlich anfühlen wird. Doch es ist nicht so… ich bin dankbar, wieder hier zu sein und es fühlt sich nicht falsch an. War diese Reise ein Fehler? Lese ich doch von meinen anderen Mitreisenden, wie sehr sie sich nach der Zeit zurücksehnen. Wie ihnen vieles fehlt. „WG“ Gedanken werden in den Raum geworfen…alles eine große Familie, alles Chico – und ich? Ja, ich vermisse die Gruppe, war es doch eine „WG auf Zeit“ und je länger wir zusammen waren, umso mehr haben wir das Lebensgefühl der Vietnamesen ein Stück weit adaptiert. Dieses Gefühl ist es, was ich hier zu Hause vermisse und ich wünsche mir, das ich es hinbekomme, es auf meine Art und Weise in mein Leben zu integrieren. Nein, diese Reise war kein Fehler, denn es hat mein Leben auf eine Art und Weise bereichert und bewegt, zum Nachdenken angeregt und mir einige Erkenntnisse mit auf den Heimweg gegeben - und hat mich Bilder machen lassen, die ich zum Teil atemberaubend finde und wenn ich sie mir ansehe, immer wieder dieses Gefühl in mir hervorholen kann, weil ich es selbst erlebt habe – Hammer!
Oft wurde ich beim Beobachten der Vietnamesen daran erinnert, wie ich selber als kleines Kind aufgewachsen bin. Ich denke da an die Großfamilie, an Freunde und das wunderbare Gefühl in einer Gemeinschaft von Menschen zu leben. Die Tür dort steht immer offen – und das nicht nur im übertragenen Sinn. Ly hat es uns sinngemäß so erklärt: Wer viel hat, muss seine Tür abschließen, damit nichts gestohlen wird. Hier ist es anders, wenig Besitz ist kein Zeichen von Verzicht. Es ist die Lebenseinstellung der Vietnamesen, wo Vertrauen, die sozialen Kontakte, die gegenseitige Hilfe einen viel höheren Stellenwert haben. Ja, sie leben wirklich, denn nichts kann soziale Kontakte ersetzen. Nichts bereichert das Leben mehr, als mit Menschen zu interagieren, sie zu Lieben, zu Achten, ihnen mit Respekt zu begegnen, mit ihnen zu Lachen und zu Weinen – that´s life. Punkt.
Ich sitze hier an meinen Bildern, sortiere und bearbeite. Die ersten Tage in Hanoi sind gesichtet und ich habe euch heute eine kleine Auswahl zusammengestellt. Nebenbei habe ich meine ersten Seiten zu meinem Bildband geschrieben. Ich erfülle mir diesen ganz persönlichen Wunsch und erzähle meine Geschichte, wie ich das erste Mal in meinem Leben, auf Reisen gehe. Ich habe die Möglichkeit darüber einen Abend zu gestalten. Hier möchte ich dann Auszüge aus meinem Bildband vorstellen. Ein wenig daraus vorlesen, Bilder an den Wänden sollen diesen Abend schmücken und natürlich werden auch viele Bilder über Beamer gezeigt.
Hanoi, untergebracht im kleinen und sehr feinen Hotel von Heiko und Ly, mitten in der Altstadt. Wie schön, erlebe ich doch meine ersten Tage im gewachsenen Teil der Stadt, mit den verwinkelten engen Gassen, dem Duft der vielen Garküchen. Hanoi, die Hauptstadt von Vietnam mit über 8 Millionen Einwohnern und ich gehe nur 2 Minuten zum berühmten Hoan-Kiem-See. Mitten in der Altstadt ein Pool der Ruhe und des Trubels. Morgens schon ganz früh – und ich meine wirklich ganz früh, denn sobald es hell wird, beginnt der Frühsport. Auch ein Ort der Zusammenkunft, dem Feiern, der Freude am Leben. Abends tanzen Menschen, Jugendliche spielen auf der Straße. Ich komme mir ein wenig, wie auf dem Rummel vor, doch es ist nicht reglementiert. Kein Nachbar beschwert sich, das die Musik zu laut ist… es ist so herrlich einfach hier. Die Straße um den See wird zum Wochenende einfach abgesperrt und die Menschen leben, haben Spaß, treffen sich mit Freunden, sitzen zusammen, tanzen. Es kann so leicht sein, es wird nichts organisiert, die Dynamik, die Aktionen entstehen spontan. Einer hat eine Gitarre dabei und spielt am Wegesrand. Nebenan höre ich Tanzmusik aus riesigen Boxen und die Menschen tanzen. Wildfremde „Paare“ haben einfach eine riesige Freude daran, zusammen zu tanzen. Nichts geschieht geplant, es entwickelt sich – wie befreiend es auf mich wirkt und mit ein wenig Neid, sehe ich die Freiheit, des einfach Machens… und es färbt ein wenig auf mich ab und ich weiß noch, wie ich gelächelt habe und diese Atmosphäre genossen habe .
Ihr Lieben – die Menschen und deren Lebensgefühl sind der Hammer!
Eure Ela